Biblisches Mahl

Clarence H. Wagner : Die Verbindung zwischen Passah und Abendmahl

In den meisten europäischen Sprachen ist der Name für den Auferstehungssonntag von dem hebräischen Wort für Passah "Pessach" abgeleitet. Die im Englischen benutzte Formulierung für Ostern "Easter" wird von der angel-sächsischen heidnischen Göttin "Eostre", deren Fest - bezeichnet als Eastre - zur Frühjahrs-Tagundnachtgleiche gefeiert wurde, hergeleitet.

Zu der Zeit, als das Christentum das "Gute Alte England" erreichte, hatte die Kirche schon viele alttestamentliche, hebräische Wurzeln verloren. Traurigerweise ist es verständlich, wie die Kirche die Auferstehung und das neue Leben in Christus einem bereits praktizierten Frühlingsfest, bei welchem neues Leben und Fruchtbarkeit gefeiert wurden, gleichsetzen konnte. Es hat die Botschaft schmackhafter für die Massen gemacht. Dieser Kompromiss erlaubte allerdings die Fortsetzung der heidnischen Praktiken, die eine Verwässerung des Glaubens zur Folge hatte. Die Kirche ließ die Eingliederung von heidnischen Fruchtbarkeitssymbolen -farbenfrohe Ostereier und Hasen - zu und eignete sich die Gewohnheit an, "Kreuzbrötchen" aus Hefeteig als Karfreitags-Spezialität vorzubereiten. sich augenscheinlich der Tatsache unbewusst, dass Passah das Fest der ungesäuerten Brote ist, zu dem man flaches Matzen, ohne Hefe isst!

Die Eingliederung heidnischer Symbole in die Kirche und die gleichzeitige Abschneidung der hebräischen Wurzeln war ein gängiger Prozess durch die gesamte Kirchengeschichte hindurch. Dadurch haben sich allerlei Verzerrungen der Interpretation in das Kirchenverständnis der Heiligen Schrift eingeschlichen, insbesondere wenn es um die Eingliederung heidnischer Kulte, die die Urbedeutung kompromittierten, ging.

Bezüglich der Gemeinsamkeiten zwischen Passah und Abendmahl können wir feststellen, dass die Trennung dieser Beziehung auf die frühen Tage der Kirche zurückzuführen ist. Seit dem zweiten Jahrhundert n. Chr. Haben einige frühe Kirchenväter Erklärungen, die sich gegen die Juden richteten,abgegeben und stellten sich der Teilnahme an der Feier des Passah entgegen. Ignatius, Bischof von Antiochien, beispielsweise, sprach vom Passah folgendermaßen: "Wenn jemand mit den Juden gemeinsam das Passah feiert oder Symbole ihres Festes erhält, ist er ein Teilhaber jener, die den Herrn und seine Apostel getötet haben." Es ist genau diese Art von Lehre, durch die christlicher Antisemitismus angerichtet wurde. Es ist für uns unbedingt notwendig, dass wir diese Denkart nicht in unserem Unterbewusstsein gespeichert halten, während wir mehr über das Passah lernen wollen.

Lasst uns nicht denselben Fehler machen. Wenn wir die Passionswoche studieren und uns das Passahmahl, das Ereignis, durch das wir Christen das Abendmahl durch Jeshua (Jesus) selbst empfangen haben, in Erinnerung rufen, müssen wir unsere Wurzeln erneut überprüfen:

"Am ersten Tag des Festes der ungesäuerten Brote traten die Jünger zu Jesus und sprachen: Wo willst Du, dass wir dir das Passahmahl zu essen bereiten? Er aber sprach: Geht in die Stadt zu dem und dem und sprecht zu ihm: Der Lehrer sagt: Meine Zeit ist nahe; bei dir halte ich das Passah mit meinen Jüngern. Und die Jünger taten, wie Jesus ihnen befohlen hatte, und bereiteten das Passah." (Mt. 26:17-19)

Wenn wir die Referenzen des Neuen Testamentes betrachten, entdecken wir etwas völlig anderes, als das, was die frühen Kirchenväter bezüglich der Einhaltung der biblischen Feste gelehrt haben. Wir sehen, dass Jeshua und alle seine Jünger die Feierlichkeiten einhielten. Sie haben augenscheinlich nicht nur die bedeutenden Pilgerfeste eingehalten, sondern es sieht sehr danach aus, dass Jeshua selbst auch die weniger bedeutenden, außerbiblischen Feierlichkeiten wie Hanukkah oder das Fest der Tempelweihe (Jh. 10:22) begangen hat. Aus der Bibel können wir entnehmen, dass Jeshua sich danach gesehnt hat, das Passah mit seinen Jüngern zu feiern (Lk. 22:15). Im weiteren Verlauf der christlichen Tradition hält der Apostel Paulus die Heiden-Christen dazu an, die "Festfeier zu halten" (1. Kor. 5:8). Es ist klar ersichtlich, dass auch Paulus selbst die jüdischen Feste einhielt und er beeilte sich bei einer Gelegenheit sogar, Jerusalem pünktlich zu Pfingsten zu erreichen (Apg. 20:16).

Der Zweck dieser biblischen Feste war, den gottesfürchtigen Menschen zu helfen, die Wundertaten Gottes lebendig und in Erinnerung zu erhalten. Sie können uns auch heute noch als lehrende Werkzeuge dienen. Lasst uns deshalb die Feste Israels in der Beziehung zu den Ereignissen der Passionswoche Jeshuas und Pfingsten untersuchen und vergleichen, um die tiefere Bedeutung hinter diesen bezeichnenden Ereignissen in der Kirche, insbesondere dem Abendmahl, zu erforschen, während wir es aus der hebräischen Perspektive betrachten.

Das Passah und die Christen

In den letzten Jahren haben Christen ein wachsendes Interesse an dieser historischen Feierlichkeit entwickelt. Dies mag überraschen, wenn wir die christliche Geschichte betrachten und damit die andauernden Anstrengungen, einen Keil zwischen die Kirche und das jüdische Volk zu treiben; ja und auch heute noch haben wir einige "Neutestamentliche Christen", die das Alte Testament als eine Botschaft der Vergangenheit, wertlos für das Christentum von heute, betrachten und es schlichtweg nicht beachten. Interessanterweise hat Jeshua selbst diesen Punkt angesprochen und gesagt: "Meint nicht, dass ich gekommen sei, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen." (Mt.5:17) Jeshuas Auftreten hier auf Erden geschah in historischem Kontext und in Erfüllung des Heilsplans Gottes, der die Möglichkeit der Erlösung der Welt versprach. Zu oft interpretieren wir Christen Jeshua und Seine Botschaft abgetrennt vom Kontext, so dass wir dadurch viel Verständnis verlieren.

Die Unstimmigkeiten zwischen dem Christentum und dessen jüdischen Wurzeln begannen kurz nach der Zerstörung des Tempels 70 n. Chr. und dem Ende der jüdischen Souveränität über Jerusalem. Eine tiefe Rivalität und Misstrauen begann sich zwischen nichtjüdischen Kirchenleitern und dem jüdischen Volk zu entwickeln. In der frühen Kirche wurden Schachzüge unternommen, um das Judentum zu diskreditieren und dessen Position widerrechtlich als eine legale Religion im römischen Imperium an sich zu reißen - ein Recht, dass dem Christentum nicht garantiert wurde. Dies geschah im Gegensatz zur Tatsache, dass von Anbeginn an Christentum, Judentum und jüdische Jesus-Gläubige eine entscheidende Rolle in der Entwicklung der Urgemeinde spielten.

Ein Beispiel dieser Rivalität und des Misstrauens können wir in der Auseinander-setzung darüber sehen, wann der Auferstehungssonntag gefeiert werden sollte. In den frühen Jahren der Kirche wurde dieser Tag korrekt in Übereinstimmung mit dem jüdi-schen Mondphasenkalender und in Verbindung mit der Passahwoche gefeiert. Wie dem auch sei, auf dem Konzil in Nicäa 325 n. Chr. wählte die Kirche eine neue Methode, die Feierlichkeiten zu datieren und schnitt diese von den hebräischen Wurzeln ab.

Paulus stellt im Römer- und Epheserbrief klar, dass wir Christen einen geteilten Bund mit Israel haben. In Römer 11:16-24 spricht Paulus über die wilden Olivenzweige, die inmitten der natürlichen Zweige in den Olivenbaum, der von einer heiligen Wurzel genährt wird, eingepfropft sind. Die Wurzel ist der Messias, das Wort Gottes, das heilig ist und für die belebende Kraft, die die Zweige ernährt, sorgt (V. 18). Der Baum symbolisiert die Bündnisse und die Verheißungen an Israel. Israel, das sind die natürlichen, die Gemeinde die eingepfropften Zweige, geheiligt durch die Lebenskraft der Wurzel, eingefügt in die Bündnisse und Verheißungen, um Miterben Israels zu sein. Wir werden "teilhaftig der Wurzel und der Fettigkeit des Ölbaums," den Gott erschaffen hat. Wir werden ein Teil dessen, was schon vor der Kirche existiert hat - dem jüdischen Volk - von denen Paulus sagt, dass wir sie ehren und segnen sollen (V.18).

Im Epheserbrief sagt uns der Apostel, dass wir einst "ausgeschlossen vom Bürgerrecht Israels und Fremdlinge hinsichtlich der Bündnisse der Verheißung, ...ohne Hoffnung und ohne Gott in dieser Welt" waren (Eph. 2:12). Nun sind wir "durch das Blut Christi nahe geworden" (V.13). Wir sind nicht länger "Fremde und Nichtbürger, sondern... Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen." (V.19).

Als Christen teilen wir nun die Bündnisse, die Verheißungen, die Feste - und ja, auch das Passah. Wir haben nun das Privileg, all diese Feierlichkeiten mit Israel zu teilen. Sicherlich findest Du in Deinem nächstliegenden christlichen Buchladen Literatur darüber, wie wir Christen die biblischen Feste feiern können und die Lektionen dieser Feste wertschätzen und in unserem Heim umsetzen können. Zusätzlich kann die Teilnahme an einem Passahmahl in einer jüdischen Familie oder einer lokalen Synagoge eine sehr bereichernde und erhellende Erfahrung sein. Wir Christen können so viel aus dieser Erfahrung herausholen, wenn wir während dieses Festes über Gottes Treue zu den Kindern Israels, als Er sie aus Ägypten herausgeführt hat, lernen. Ja, und während es für die Christen viele Lektionen aus den jüdischen Festen zu lernen gibt, ist es ebenso wichtig, dass die Juden ihre eigenen Feierlichkeiten für uns definieren.

Einige Christen sind der Meinung, dass das Passah und andere levitische Feste für neutestamentliche Gläubige keine Bedeutung haben. Jedoch ist das eindeutig nicht der Fall, wie wir in 3. Mose 23:21 lesen können. Das Passah ist ebenso wie andere Pilgerfeste beschrieben als "ewige Ordnung." Eine Bestätigung dessen finden wir in Sacharja 14:16, wo ausgesagt wird, dass eines Tages alle Nationen nach Jerusalem hinaufziehen werden, um das Laubhüttenfest zu feiern. Sogar Jeshua selbst sagte bezüglich des Weines zum Passahfest, dass Er ihn eines Tages mit Seinen Jüngern im Königreich Seines Vaters neu trinken wird (Mk.14:25).

Vorbereitungen für das Passah

Lasst uns nun die Ordnungen des Passah etwas näher betrachten. Die Passahwoche umfasst eigentlich drei Feste Israels, die im 3. Buch Mose 23 beschrieben werden: Passah (Pessach), das Fest der ungesäuerten Brote und das Fest der Erstlinge.

Das Passahmahl wird am Abend des ersten Tages des Passah gegessen. Es wird als "Seder"-Mahl bezeichnet. Das Wort "Seder" bedeutet im Hebräischen "Ordnung". Im modernen Hebräisch hören wir heute sehr oft das Wort "beseder" für "alles in Ordnung."

Das Passahmahl ist in Phasen organisiert, um sicherzustellen, dass alle Elemente enthalten sind: Der Passah-Segen, die Wiedererkennung der Passah-Nahrungs-mittel und deren Symbolbedeutung, sowie die erneute Erzählung des Auszugs der Kinder Israels aus Ägypten. Das "Seder" wurde vor mehr als 3500 Jahren etabliert und hat sich in den letzten 2000 Jahren nur geringfügig verändert, womit sichergestellt wurde, dass die Geschichte dessen,wasGott für Sein Volk getan hat von Generation zu Generation weitergegeben wird - so wie es in 2. Mose 13:8 verfügt wurde.

Es gibt nicht nur eine Ordnung für den Verlauf des Essens, sondern auch für die Vorbereitung des Passah. In Matthäus 26:17-19 schickt Jeshua Seine Jünger aus, um die Vorbereitungen für ihr letztes gemeinsames Passahmahl zu treffen.

Welche Vorbereitungen waren nötig? Prinzipiell ist die Vorbereitung für das Passah ziemlich kompliziert und geht der eigentlichen Feier viele Tage voran. Sie enthält eine Reinigung des gesamten Hauses, insbesondere der Küche sowie aller Berei-che die in Beziehung zur Essensvorbereitung stehen. Während dieser Feier-woche kann nur "Matzen" gegessen werden und sämtlicher Sauerteig muss aus dem Haus entfernt werden. Nachdem die Reinigung des Hauses beendet ist, wird einen Tag vor dem Passahfest eine symbolische Suche nach dem letzten, verbliebenen Krümel "chametz" (Sauerteig) vom Vater des Hauses und seinen Söhnen durchgeführt. Er durchsucht das Haus mit einer Kerze, und fegt den letzten Rest von Sauerteig mit einer Feder auf und zerstört diesen dann.

In ganz Israel verkaufen die Geschäfte während der gesamten Zeit des Passahfestes und dem Fest der Ungesäuerten Brote keinerlei Sauerteigprodukte. Dies geschieht in Erfüllung des Gebots: "Sieben Tage darf kein Sauerteig in euren Häusern gefunden werden; denn jeder der Gesäuertes isst, diese Seele soll aus der Gemeinde ausgerottet werden, er sei ein Fremder oder Einheimischer des Landes. ...in all euren Wohnsitzen sollt ihr ungesäuertes Brot essen!" (2.Mose 12:19,20b) Indem die Juden es unterlassen, Nahrung, die Sauerteig enthält zu essen, und sich für sieben Tage an Matzen halten, werden sie physisch an den Säuerungsprozess erinnert, und auch an die Notwendig-keit, dies zu entfernen. Es hinterlässt einen nachhaltigen Eindruck.

Uns als Christen sollte diese Vorbereitung einige Lektionen lehren. Wir finden eine geistliche Vorbereitung, diehiermit Sicherheit reflektiert wird. Der Apostel Paulus fordert uns in 1. Kor. 5:7-8 heraus: "Fegt den alten Sauerteig aus, damit ihr ein neuer Teig seid, wie ihr ja bereits ungesäuert seid! Denn auch unser Passalamm, Christus, ist geschlachtet. Darum lasst uns Festfeier halten, nicht mit altem Sauerteig, auch nicht mit Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit, sondern mit Ungesäuertem der Lauterkeit und Wahrheit!"

In der Bibel steht Sauerteig für das Böse und Niederträchtigkeiten. Es ist vollkommen klar, dass Gott das Böse aus unserem Leben heraushaben möchte. Das Evangelium bringt nicht nur Heil sondern auch Heiligung (Läuterung). Dies ist ein Prozess, der täglich in unserem Leben stattfinden muss.

Als Paulus über die Art und Weise spricht, wie wir das Abendmahl zu uns nehmen sollen, geschieht dies im Licht des oben Gesagten: "Der Mensch aber prüfe sich selbst, und so esse er von dem Brot und trinke von dem Kelch." (1. Kor. 11:28)

Es gibt noch einenweiteren Punkt, den wir beachten müssen, bei der geistlichen Vorbereitung auf das Passahfest. In 3. Mose 23:8 finden wir das Gebot, dass wir während des Passah keinerlei Dienstarbeit tun sollen. In anderen Worten: Es sollen während diesem und auch den anderen Pilgerfesten keinerlei Lasten getragen werden.

Wenn wir das Passahfest feiern, sollten wir zu Beginn beten, dass Gott alle schweren Lasten unserer Herzen auf sich nimmt, schließlich ist das Passah das Fest unserer Freiheit - Freiheit von der Sklaverei und Plackerei der Sünde.

Wir sollten insbesondere den Heiligen Geist in unsere Gegenwart einladen bzw. uns seiner Gegenwart bewusst machen, denn die Bibel sagt "wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit" (2.Kor. 3:17). Traditionell gesehen, sollten wir eine entspannte Haltung einnehmen, uns in Kissen zurücklehnen, um zum Ausdruck zu bringen, dass wir nicht mehr länger Sklaven sind sondern freie Menschen.

Das Anzünden der Festkerzen

Eines der ersten Gebote zu Beginn des Passahabends ist das Anzünden der Festkerzen. Diese werden von der Frau des Hauses angezündet und sie spricht dabei einen Segen aus. Diese Gewohnheit wurde aller Wahrscheinlichkeit nach als Tradition fortgesetzt, um an die große Menorah, die einst im Tempel gestanden hat zu erinnern. In diesem Sinne repräsentieren die Kerzen den Heiligen Geist sehr gut, ja Gottes Gegenwart sowohl im Tempel, als auch in der Gemeinde. Als Christen sollten wir reflektieren, dass es eine Frau war, Maria, die Jeshua zur Welt brachte, das Licht der Welt.

Die Bestandteile des Passahmahls

Mit der geistlichen Vorbereitung geht auch eine physische Vorbereitung einher. Unser Gott ist ein Gott des "Greifens und Begreifens". Deshalb ist diese Mahlzeit eine spezielle Mahlzeit mit speziellen Bestandteilen, die uns an die vielen Wunder-taten Gottes erinnern, als er die Israeliten aus dem Lande Ägypten herausgeführt hat. Dies unterstützt das Weitererzählen der Geschichte des Auszugs aus Ägypten von einer Generation zur nächsten. Einhergehend mit all den spezifischen Bestandteilen des Passahmahls, wird diese Freiheit mit einer großzügigen Festtafel gefeiert.

Gewöhnlich sitzt ein Ältester der Familie der Seder-Mahlzeit vor, und achtet darauf, dass die Nahrungselemente mit der Erzählung der Auszugsgeschichte einhergehen. Er leitet die Gebete und erklärt die einzelnen Elemente, sorgt dafür, dass nichts vergessen wird. Zur Zeit des zweiten Tempels haben die Menschen üblicher-weise Nahrungsmittel gegessen, die lokal im Land Israel wuchsen. Zwar war durch den Handel Einiges an importierten Nahrungsmitteln vorhanden, doch waren diese meist teuer und gar unerschwinglich für den Großteil der Menschen. Trotz alledem - zu einer solch beson-deren Gelegenheit wie dieser, wurden sicherlich auch importierte Gewürze einbezogen.

Lokale Lebensmittel, die bei einem Passahmahl während des ersten Jahrhunderts serviert wurden waren: getrocknete Früchte (z. B. Feigen, Rosinen Datteln Aprikosen), Gemüse (z. B. Karotten, Gurken, Sellerie, Petersilie), Oliven und Salzgurken, Nüsse (Mandeln, Walnüsse, Johannisbrotbaumkerne), gefüllte Weinblätter, gekochte Eier, Honig, Reis mit Pinienkernen, Lammeintopf, Olivenöl, ungesäuertes Brot, verdünnter Wein.

Auf der Sedertafel befindet sich eine Sederplatte mit den verschiedenen Lebens-mitteln. Manche werden gegessen, andere sollen den Gästen helfen, das gesamte wunderträchtige Ereignis aufzuzählen.

Die vier Weinbecher

Während der Mahlzeit werden vier Becher verdünnten, süßen Weines getrunken, während sich die Geschichte entfaltet.

1.Der erste Becher wird zu Beginn des Mahls getrunken und wird "Becher der Heiligung" genannt.
2.Der zweite Becher, der Becher des Gerichts, wird getrunken, wenn die Wiedergabe der Auszugsgeschichte Israels die Plagen rezitiert (Blut, Frösche, Mücken, Stechfliegen, Viehpest, Geschwüre, Hagel, Heuschrecken, Finsternis und der Todder Erstgeburt): Sobald jede dieser Plagen erwähnt wird, tauchen die Gäste einen Finger in ihren Weinbecher und nehmen einen Tropfen, denn ein voller Becher repräsentiert vollkommene Freude und niemand sollte sich erfreuen darüber, dass die Ägypter von diesen Plagen befallen wurden.
3.Der dritte Becher ist der Becher der Erlösung, der am Ende der Mahlzeit getrunken wird, und
4.Der vierte Becher, der Becher des Lobpreises wird ganz am Ende des kom-pletten Mahls getrunken, nach einer Zeit des Singens (Psalm 115 - 118). Es ist eine Zeit des Feierns von Gottes Befreiung von Gebundenheit und Sünde.
Zusätzlich zu den Namen und der zeitlichen Abstimmung, basieren diese vier Wein-becher auf den vier "Ich werde"-Äußerungen Gottes in 2. Mose 6:6-7, und auch hier werden die Namen assoziiert. In der Reihenfolge werden die Becher folgendermaßen genannt:

1.Der Becher der Heiligung: "Ich werde euch herausführen unter den Lastarbeiten der Ägypter hinweg..."
2.Der Becher desGerichts: "Ich werde euch erlösen mit ausgestrecktem Arm und durch große Gerichte..."
3.Der Becher der Erlösung: "Ich werde euch mit ausgestrecktem Arm erlösen..."
4.Der Becher des Lobpreises "Ich werde euch mir zum Volk annehmen..."
Bevor jeder dieser vier Becher getrunken wird, wird ein traditioneller hebräischer Segen gesprochen: "Baruch Ata Adonai Eloheinu Melech haOlam boreh preh haGafen" Das bedeutet: "Gepriesen seist Du, Oh HErr, unser Gott, König des Universums, der Du die Frucht des Weines erschaffen hast."

In der hebräischen Kultur sind die Augen der Menschen offen, um zum Himmel zu schauen, und Gott, unserem Schöpfer und Versorger, zu danken. Bei jedem Passah-mahl wird ein Becher auf den Tisch gestellt, in der Hoffnung, dass Elia bald kommen möge, um die Prophezeihung zu erfüllen und den Messias zu offenbaren. Dies macht das Passahmahl zu einem Ereignis messianischer Erwartung.

Matzen (Ungesäuertes Brot)

Matzen istdas ungesäuerte Brot. Sauerteigrepräsentiert Sünde und durch die gesamte Passahwoche hindurch müssen alle Lebensmittel, die Sauerteig enthalten aus dem Haus entfernt werden. Als Christen können wir erkennen, dass Jeshuas ungesäuertes, sündenfreies Leben ein Beispiel für unser Leben ist.

Aber was repräsentiert das Matzen in der Geschichte am Sederabend? Es bedeutet, dass der Teig unserer Väter nicht die Möglichkeit hatte, durchzusäuern, bevor der König der Könige, der Heilige Gott - Er sei gepriesen - sich Seinem Volk offenbarte und sie befreite. So wie es geschrieben steht: "Und sie backten den Teig, den sie aus Ägypten gebracht hatten, zu ungesäuerten Brotfladen; denn er war nicht gesäuert, weil sie aus Ägypten weggetrieben worden waren und nicht länger hatten warten können; so hatten sie sich auch keine Wegzehrung bereitet." (2. Mose 12:39)

Heutzutage ist Matzah gestreift und durchlöchert damit es sehr schnell gebacken werden kann um jegliche Sauerteigentwicklung zu verhindern. Auf der Passahtafel befinden sich drei spezielle matzoth, eingewickelt in ein weißes Tuch. Diese haben eine sehr besondere Bedeutung, worauf wir unter der Überschrift "Das Afikomen" zurückkommen werden. So wie es Gewohnheit ist, einen Segensspruch über dem Wein auszusprechen, so gibt es auch einen traditionellen Segensspruch für das Brot: Baruch Ata Adonai Eloheinu Melech Ha Olam HaMotzi Lechem min HaAretz, was bedeutet: "Gepriesen seist Du, Oh HErr unser Gott, König des Universums, der Du das Brot aus der Erde hervorbringst." Interessanterweise wird Jeshua, als er das Abendmahl einführte und den Segen über Wein und Brot sprach, ebendiese beiden Segenssprüche verwendet haben.

Der Schenkelknochen eines Lammes

Der Schenkelknochen repräsentiert das Passahlamm. Am Nachmittag vor der Nacht, in der der Engel des Todes Ägypten besuchte, wurde den Israeliten gesagt, dass sie ein Lamm ohne Flecken und Fehler schlachten sollten und dessen Blut an ihre Türpfostenund Oberschwelle streichen sollten. Wenn der Todesengel das Blut des Lammes sah, passierte er dieses Haus und alle sich darin befindenden Menschen wurden verschont vor dem Tod des Erstgeborenen dieses Haushaltes. Diejenigen, die dies nicht taten, mussten den Tod ihres Erstgeborenen erleiden. Das Versprechen galt für alle, die die Instruktionen, die Mose gegeben wurden, einhielten.

Deshalb kann es sicherlich auch einige gottesfürchtige Ägypter, die verschont blieben, gegeben haben, wenn sie diesen Instruktionen folgten. Ebenso mag es auch Hebräer gegeben haben, die den Tod der Erstgeburt verkraften mussten, weil sie diesem Aufruf keine Beachtung schenkten und der Todesengel sicherlich ihr Haus besuchte. An Gottes Wort zu glauben und es in unser Leben zu übertragen, bringt das Versprechen von Segen oder Fluch mit sich und sollte äußerst ernst genommen werden.

Maror (Bittere Kräuter)

Die bitteren Kräuter (üblicherweise Meerrettich), die gegessen werden, erinnern uns an das bittere Leben und die Gebundenheit in Ägypten. Für Christen ist es ebenso eine Möglichkeit, uns an die Bitterkeit der Sünde zu erinnern. Der Vorsitzende der Tafel erhebt die bitteren Kräuter und sagt: "Diese bitteren Kräuter, die wir essen, was bedeuten sie? Weil die Ägypter das Leben unserer Väter in ihrem Land bitter machten, so wie es geschrieben steht: ...und machten ihnen das Leben bitter durch harte Arbeit an Lehm und Ziegeln, und durch allerlei Arbeit auf dem Feld, mit all ihrer Arbeit, zu der sie sie mit Gewalt zwangen" (2. Mose 1:14). Heute gibt es viele in der Gemeinde, die der Meinung zu sein scheinen, dass es erlaubt sei, hier und da für kurze Zeit zurück nach Ägypten (zurück zur Sünde) zu gehen. Sie meinen, sie können in irgendeiner Weise sündigen, ohne die Bitterkeit zu ernten. Hier, beim Passahmahl, hat jeder die Möglichkeit, "Ägypten" wirklich zu schmecken. Wahrhaftig - Duwünschst Dich nie mehr dahin zurück.

Charoset

Dies isteine süßePaste aus geschnittenen Äpfeln, Nüssen, Rosinen, Zimt und süßem Wein oder Traubensaft. Sie dient dazu, uns an den Ton zu erinnern, aus dem die Ziegel in Ägypten geformt wurden. Die Süße dieser Paste mag uns auch daran erinnern, dass obwohl wir in der Sklaverei Ziegel formten, doch Gott mit uns war. Seine Gegenwart brachte ein wenig Süße in eine schwierige Situation.

Karpas (Grüne Kräuter)

Petersilie oder Sellerie wird in eine kleine Schale mit Salzwasser getaucht und gegessen. Dies kann uns an Verschiedenes erinnern:

1.Die Frühlingszeit, zu der das Passah gefeiert wird
2.Ysop, der dazu benutzt wurde, in der Nacht die Befreiung Israels, das Blut des Lammes an die Türpfosten und die Oberschwelle zu streichen, und
3.das Eintauchen der grünen Kräuter in Salzwasser gibt uns den Geschmack dafür, wie es gewesen sein mag, als die Israeliten das Rote Meer durchschritten. Sie betraten den Grund des Meeres als ein Volk und kamen heraus als eine Nation. Es war eine Art Mikvah oder Taufe. Es kann uns auch einen Geschmack der Tränen, die wir in Ägypten (oder in Sünde) vergossen haben, liefern.

Das gekochte Ei

Das Ei wurde später zur Sederplatte hinzugefügt. Manche sagen, es sei eine Erinnerung an die Zerstörung des Tempels, der den Schenkelknochen des Lammes, der nicht präsent ist, ersetzt, da ja heutzutage keine Opfer im Tempel dargebracht werden können. Andere sagen, es repräsentiere das jüdische Volk, das trotz extremer Verfolgung im Exil in über 4000 Jahren als ein Volk überlebt hat. Das Ei ist das einzige Lebensmittel, dass immer härter wird, je länger es gekocht wird - genau wie jüdische Menschen in aller Welt als ein Volk, auch unter großem Druck, überlebt haben.

Das Afikomen (Dessert)

Lasst uns das Matzen, das ungesäuerte Brot, welches gestreift und durchlöchert ist, um ein schnelles Backen sicherzustellen, noch einmal etwas genauer betrachten.

Während reichlich Matzen begleitend zum Passahmahl gereicht wird, so gibt es außerdem noch einen zeremoniellen Stapel von drei matzoth, der das Folgende repräsentiert:

1. Das oberste Stück - Gott, der Schöpfer im Himmel

2. Das unterste Stück - die Menschheit auf der Erde

3. Das mittlere Stück - der vermittelnde Hohepriester.

Zu Beginn des Mahls, wenn das Matzen gesegnet wird, wird das mittlere Stück (symbolisch für den vermittelnden Hohepriester) aus dem Stapel herausgenommen, gesegnet, gebrochen, in ein weißes Tuch gewickelt und bis nach dem Essen versteckt. Es wird "Afikomen" genannt, ein griechisches Wort, das buch-stäblich "Dessert" bedeutet. Die Kinder des Hauses suchen nach der Mahlzeit nach diesem versteckten Matzen und der Älteste des Hauses löst es dann mit einem kleinen Geschenk oder einer Münze bei demjenigen, der es gefunden hat, ein. Anschließend wird es gesegnet und mit dem dritten Becher Wein, dem Becher der Erlösung, verzehrt.

Für uns Christen istdas Afikomen ein wunderbares und auffallend klares Bild Jeshuas. Das Matzen repräsentiert den Messias und sein ungesäuertes oder sündenfreies Leben. Es war absolut nichts an Ihm zu finden, das Ihn aufblähen konnte. Bei einer Gelegenheit sagte Er " der Fürst der Welt kommt; und in mir hat er gar nichts..." (Jh. 14:30). Sünde verführt uns dazu, uns aufzublähen (1.Kor. 5:2). Dies wird ganz besonders offensichtlich in Sünde wie Stolz, Eitelkeit und Prahlerei. Nichts von alledem war in Jeshua zu finden.

Das Matzen ist auch gestreift und durchlöchert. Die Bibel sagt uns "durch seine Striemen ist uns Heilung geworden" (Jes. 53:5) und wir wissen, dass auch Jeshua durchbohrt wurde. (Ps. 22:17; Jes. 53:5). Wie das Afikomen den vermittelnden Hohepriester symbolisiert, gebrochen, in ein weißes Tuch gewickelt und bis nach der Mahlzeit versteckt wird, so werden wir auch hier an Jeshua, der der vermittelnde Hohepriester ist, erinnert: Er wurde in ein Tuch gewickelt und in einemGrab für drei Tage nach Seinem Tod "versteckt."

Passahmahl und Abendmahl

Für uns Christen ist es signifikant, dass es genau diese Portion des Brotes, das Afikomen, war, das Jeshua gesegnet und an Seine Jünger verteilt hat, als er das Sakrament des Neuen Bundes, das Abendmahl, einführte. Ich glaube, dies ist der Grund dafür, dass Jeshua sagte "Mit Sehnsucht habe ich mich gesehnt, dieses Passahmahl mit euch zu essen, ehe ich leide." (Lk. 22:15)

Wir lesen in Matthäus 26:26: "Während sie aber aßen, nahm Jesus Brot und segnete, brach und gab es den Jüngern und sprach: Nehmt, esst, dies ist mein Leib."

Interessanterweise findet diese Zeremonie genau zu dem Zeitpunkt des Sedermahls statt, wenn der dritte Becher Wein, der Becher der Erlösung, gesegnet und getrunken wird.

Der dritte Becher des Passah wird Becher der Erlösung genannt, weil Gott in Seinem Wort sagt, dass Er Israel mit ausgestrecktem Arm erlösen wird (2. Mose 6:6). Jetzt können wir verstehen, dass diese Verheißung eine noch größere Erfüllung fand, als Jeshua gekreuzigt wurde. Seine Arme waren ausgestreckt und ans Kreuz genagelt. Sein wertvolles Blut wurde für die ganze Menschheit vergossen, so dass wir alle durch sein Opfer Vergebung der Sünden und Erlösung erlangen können. Durch das Blut des Lammes, des Messias Jeshua, wird wahrhaftig der Engel des Todes aus unserem Leben ferngehalten. Johannes, der Täufer sagte: "Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt!" (Jh. 1:29)

Wir lesen in Matthäus 26:27-28 weiter, dass Jeshua den Kelch nahm, dankte und ihn an die Jünger mit den folgenden Worten gab: "Trinkt alle daraus! Denn dies ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden."

Der Apostel Paulus sagt über dieses Brot und diesen Becher: "Denn sooft ihr dieses Brot esst und diesen Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt." (1. Kor. 11:26)

Es sollte mit Interesse bemerkt werden, dass Judas vor der Einführung des Neuen Bundes das Passahmahl verließ, um Jeshua zu verraten. In Übereinstimmung mit dem Sedermahl, sangen Jeshua und die Jünger eine Hymne und gingen zum Garten Gethsemane, wo Jeshua durch Judas verraten und gefangen genommen wurde. Jeshua wurde angeklagt, gekreuzigt, begraben und wieder zum Leben erweckt.

Wir als Gläubige des Messias Jeshua können uns in all dem sogar noch mehr erfreuen, denn da wir adoptierte Söhne Abrahams sind, können wir nicht nur des ersten Passahfestes, des Festes der Freiheit gedenken, sondern auch des zweiten, als Jeshua, das Lamm Gottes, sich selbst als Opfer für uns dahingegeben hat, begraben wurde und auferstand, ja den Tod überwunden hat damit wir ewiges Leben im Königreich Gottes haben können.

Diese Feier führen wir jedesmal aus, wenn wir Abendmahl halten. Aber - wieviele von uns denken beim Abendmahl wirklich an die volle Bedeutung des ersten Passahfestes und an das, was während der Passahwoche passierte, als Jeshua das Abendmahl als Neuen Bund für uns einführte? Ich kann für mich sagen, dass mir das Abendmahl nun sehr viel bedeutender ist, da ich über diesen Hintergrund weiß.

Die Passahtafel im ersten Jahrhundert: Wie haben die Jünger beim Abendmahl gesessen?

Du würdest wahrscheinlich nicht denken, dass es wichtig ist, über die Tafel- und Sitzordnung bei diesem letzten Mahl der Jünger mit Jeshua, nachzudenken. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Wenn wir das verstehen, dann finden wir Erklä-rungen dafür, warum gewisse Dinge, die wir in den Erzählungen des Passahmahls lesen, gesagt und getan wurden. Zunächst müssen wir über die Tafelordnung selbst nachdenken. Das Passahmahl war die Feier des Auszugs aus Ägypten und deshalb war es erforderlich, das Mahl in einer Art und Weise zu feiern, die normalerweise den Reichen vorbehalten blieb: Sich um den Tisch herum zu legen und die Freiheit im Land genießen. Es wäre unmöglich, sich um einen Tisch, so wie wir ihn heute kennen, herum zu legen. Wie auch immer, wir wissen, dass sie an einem Tisch in U-Form, genannt "Triclinum", gegessen haben. Er ist sehr niedrig, um den Menschen zu ermöglichen, sich auf ihrer linken Seite nieder-zulegen, während sie mit ihrer rechten Seite essen. Am gesamten Tischschaut jeder in dieselbe Richtung, so dass es schwer ist, zum Hintermann zu sprechen.

Wenn wir uns diesen Tisch anschauen, so ist der linke Flügel der Platz für die wichtigsten Gäste, der Kopf der Tafel für die wichtigen Gäste und der rechte Flügel für die weniger wichtigen Gäste gedacht. Dort befindet sich auch der sog. Dienersitz. Wenn kein Diener zur Bewirtung der Gäste zur Verfügung stand, so hatte die Person auf diesem Platz die Aufgabe, diejenigen, die mehr zu essen oder trinken wünschten, zu bewirten.

Wie es an jeder Tafel der Fall ist, so hatten bestimmte Sitze spezielle Funktionen, so wie wir es an der Funktion des Dienersitzes erkennen können. Amlinken Flügel, an dem die wichtigsten Gäste saßen, blieb der zweite Platz dem Gastgeber vorbehalten. Es war Usus, dass der erste Platz am Ende des Flügels für den vertrauenswürdigsten Freund des Gastgebers vorgesehen war. Warum? Diese Person half, den Gastgeber, der z. B. ein König oder hoher Beamter sein konnte, zu schützen. Sollte jemand versuchen, den Gastgeber zu vergiften, so würde der Freund in Platz Nr. 1 die Speisen zunächst prüfen und probieren. Oder sollte jemand versuchen, in den Raum einzudringen und beispielsweise einen Speer oder Dolch auf den Gastgeber werfen, um ihn umzubringen, so würde der Körper des Freundes getroffen, denn sein Körper schützte die Brust des Gastgebers. Platz Nr. 3 ist traditionell der Platz für den höchstgeehrtesten Gast des Banketts. Deshalb wurden die Plätze zur Rechten und Linken des Gastgebers als wichtig eingestuft. Hier finden wir auch den Grund, warum Johannenes Mutter Jeshua bat: "Bestimme, dass diese meine zwei Söhne einer zu deiner Rechten und einer zu deiner Linken sitzen mögen in deinem Reich." (Mt. 20:21)

Mit Hilfe der Erzählungen in den Evangelien und mit dem Wissen, was beim Abendmahl geschah, hat mein Freund und Kollege, Dr. James Fleming (Biblical Resources, Jerusalem) ein paar Spekulationen darüber, auf welchen Plätzen die Jünger saßen, angestellt.

Es ist offensichtlich, dass Jeshua auf Platz Nr. 2 gesessen hat, denn Er war der Gastgeber. Wir wissen auch, dass Johannes sich auf Platz Nr. 1 befinden musste, denn Johannes 13:23 beschreibt, dass der Jünger, "...den Jesus liebte, lag an der Brust Jesu." Doch an welcher Seite? Wir wissen, dass es die rechte Seite war, denn Petrus winkte Johannes zu, damit dieser Jeshua fragen möge, wer Ihn verraten würde. Die Bibel sagt von Johannes: "Jener lehnt sich an die Brust Jesu und spricht zu ihm: Herr, wer ist es?" (Jh. 13:25). An einem u-förmigen Tisch war das Zurücklehnen der einzige Weg, um mit der Person hinterdir zu sprechen. Da es Usus war, immer auf der linken Seite zu liegen, können wir daraus ersehen, dass Johannes an der rechten Seite Jeshuas saß.

Wer sitzt nun auf Platz Nr. 3? Es wird spekuliert, dass dies der Platz von Judas war. Als Jeshua auf Johannes Frage antwortete, wer der Verräter sein würde, sprach Er: "Der mit mir die Hand in die Schüssel eintaucht, der wird mich überliefern" (Mt. 26:23). Da alle aus gemeinsamen Schalen aßen, tauchten die nebeneinander Sitzenden gemeinsam ein. Wenn Johannes zur Rechten Jeshuas saß, so muss dieser Kandidat offensichtlich zu Seiner Linken gesessen haben. Doch warum hat Jeshua gerade Judas aus allen Jüngern für diesen Platz, dem des Höchstgeehrtesten, erwählt? Warum nicht Petrus, der sich im engsten Kreis um Jeshua befand und auch Johannes geholfen hatte, den Raum für das Passahmahl vorzubereiten? Vielleicht wollte Jeshua Judas damit sagen: "Ich weiß bereits, was du getan hast, um mich zu verraten, aber ich möchte, dass du weißt, dass, obwohl ich deine Sünde und deinen Verrat hassen mag, ich dich trotz allem liebe." Diese Geste der Freundlichkeit muss Judas, den Verräter, tiefbetrübt haben. Die Reue über seinen Verrat an demjenigen, der ihn so geliebt hat, ist wahrscheinlich der Grund dafür, dass er sich später erhängte.

Nun, wo befindet sich dann Petrus? Schließlich hat er Johannes bei den Vorberei-tungen des Passahmahls geholfen und war einer der Jünger, die sich im engsten Kreis um Jeshua herum befanden. Es wird spekuliert, dass er sich auf dem letzten Platz, dem Dienersitz befand. Hierfür gibt es drei gute Gründe.

Erstens wissen wir um Petrus impulsive Persönlichkeit. Nachdem er und Johannes den ganzen Tag gearbeitet hatten, um den Raum vorzubereiten, dachte er sicherlich, dass er einen der Ehrenplätze bekommen würde. Jeshua platzierte Johannes zu Seiner Rechten und Petrus war sicherlich geschockt, als er hörte, dass Jeshua sich wünschte, Judas zu Seiner Linken zu haben.

Der impulsive Petrus fühlte sich herabgesetzt und wollte dies deutlich machen. Ich kann mir gut vorstellen, wie er in sich hinein murmelt: "Ich werde mich auf den niedersten Platz setzen, den Dienersitz und abwarten, was der Meister tun wird. Ich kann mich daran erinnern, dass Jeshua uns Demut gelehrt hat und sagte: Wenn du zu einem Bankett eingeladen wirst, so setze dich nicht auf die Ehrenplätze, wo du Gefahr läufst, gefragt zu werden, dich auf einen niederen Platz zu begeben und dadurch entehrt wirst. Setze dich lieber auf einen niederen Platz, so dass du gebeten wirst, heraufzukommen und dadurch Ehre empfängst!" Um das Triclinium zum Dienersitz herumstampfend, muss Petrus gedacht haben: "Sicherlich wird Jeshua meine Loyalität und Hingabe Ihm gegenüber bemerken und meinen Platz gegen einen ehrenhafteren, Ihm näheren tauschen." Danach muss er sich an diesem Platz niedergelegt haben, mit einem Ausdruck von Ungemütlichkeit und Erwartung in Richtung Jeshua, voller Hoffnung, dass erumgesetzt werden würde. Er wurde es nicht.

Es gibt noch einenzweiten Hinweis darauf, dass Petrus sich auf diesem Platz befand, denn es wäre die Aufgabe dieser Person gewesen, mit einer Schüssel und Wasser umherzugehen und die Hände der Gäste zu waschen. Ob dies passierte oder nicht, ist in der Bibel nicht festgehalten worden. Wie dem auch sei, Jeshua tat etwas Ungewöhnliches bezüglich des Waschens, um etwas deutlich zu machen.

Jeshua war allezeit ein Lehrer und so wählte Er diese Gelegenheit und lehrte Seine Jünger, Seinem Beispiel zu folgen und ein Diener zu sein. Er stand auf, nahm die Schüssel und ein Handtuch und begann die Füße der Jünger zu waschen. Petrus stellte daraufhin seinen Fehler fest, dass er es zu Beginn des Mahls versäumt hatte, die Hände der Jünger zu waschen und war überaus betrübt, als er die Selbstlosigkeit des Herrn sah, während er doch so egoistisch war. Wenn wir die Sitzordung beachten, können wir feststellen, dass Petrus allem Anschein nach der Letzte war, dem Jeshua die Füße wusch. Als Jeshua zu ihm kam, wies erdiese Geste sofort zurück, denn er war durch seinen eigenen Fehler tief gedemütigt.

Die Unterhaltung in Johannes 13:6-10 berichtet ihren Austausch: Petrus: "Herr, du wäschst meine Füße?" Jeshua antwortet: "Was ich tue, weißt du jetzt nicht, du wirst es aber nachher verstehen." Petrus, als Sein Diener, erklärt: "Du sollst nie und nimmer meine Füße waschen!" Jeshua, der Diener aller, antwortet: "Wenn ich dich nicht wasche, so hast du kein Teil mit mir." Petrus antwortet: "Herr, nicht meine Füße allein, sondern auch die Hände und das Haupt!"

Wie schockiert und perplex müssen die Jünger gewesen sein, ihren Lehrer beim Waschen ihrer Füße zu finden. Dies ist der HErr, und doch verrichtete Er die niedrigste Aufgabe für sie. Jeshua hielt sich exakt an das Gesetz der Thora und Er war ebenso imstande, die Traditionen, die leblos geworden waren, herauszufordern. Er beatmete die Gebote zu neuem Leben. Das Passahmahl war ein weiterer Weg, den der HErr Seinen Nachfolgern gegeben hat, um mehr über Seinen Charakter und Seine wahre Person herauszufinden.

Jeshua sagte Seinen Jüngern: "Wisst ihr, was ich euch getan habe? Ihr nennt mich Lehrer und Herr, und ihr sagt recht, denn ich bin es. Wenn nun ich, der Herr und der Lehrer, eure Füße gewaschen habe, so seid auch ihr schuldig, einander die Füße zu waschen. Denn ich habe euch ein Beispiel gegeben, dass auch ihr tut, wie ich euch getan habe. Wahrlich. Wahrlich ich sage euch: Ein Sklave ist nicht größer als sein Herr, auch ein Gesandter nicht größer als der, der ihn gesandt hat. Wenn ihr dies wisst, glückselig seid ihr, wenn ihr es tut!" (Jh. 13:12-17)

Nach dieser Zeit, in der Jeshua Seinen Jüngern große Liebe und Brüderlichkeit zeigte, machte Jeshua die tiefgründigste Offenbarung: "Wahrlich, ich sage euch: Einer von euch wird mich überliefern." (Mt. 26:20)

Alle Jünger wurden traurig und begannen, Jeshua zu fragen: "Ich bin es doch nicht, Herr?" (Mt. 26:22)

Johannes berichtet den dritten Grund, warum wir annehmen können, dass Petrus auf dem Dienersitz saß. In Johannes 13:24 können wir lesen: "Diesem nun winkt Simon Petrus zu erfragen, wer es wohl sei, von dem er rede." Die Rede ist hier von Johannes selbst. Da wir wissen, dass ein jeder auf der linken Seite liegt und dass Johannes auf Platz Nr. 1 liegt, erkennen wir, dass er niemanden anderen an diesem u-förmigen Tisch sehen kann, als denjenigen, der ihm direkt gegenüber sitzt. Ich kann mir diese Szene lebhaft vorstellen. Petrus, der sich ja bereits durch seine eigenen Handlungen an diesem Abend gedemütigt fühlte, hat sich möglicherweise gefragt, ob es nicht er selbst sei, der als Verräter bezeichnet wurde. Ungeduldig, es zu erfahren, hat er vielleicht Johannes zugewunken oder gar eine Olive nach ihm geworfen und drängte ihn somit, den HErrn direkt zu fragen. Hier finden wir die Situation, bei der sich Johannes zu Jeshua zurücklehnt und ihm die Frage, die Judas, in Platz Nr. 3, als denVerräter offenbart, stellt.

Nachdem es offenbar wurde, sagte Jeshua zu Judas: "Was du tust, tu schnell!" (Jh. 13:27). Judas verließ das Passahmahl, um den Meister zu überliefern, noch bevor der Neue Bund etabliert wurde.

Ich wünschte, Petrus Gesicht in diesem Moment hätte mit einer Videokamera festgehalten werden können. Erinnere Dich: Platz Nr. 3 war der Platz, den er sich wünschte und alles daran setzte, ihn zu bekommen. Nun beobachtet er, dass sich der Verräter auf diesem Platz befindet und war wahrscheinlich äußerst froh, weit von ihm entfernt zu sein. Wie oft denken wir auf unserem Weg mit dem HErrn, dass das, was wir denken, das Beste für uns sei und sind gar enttäuscht, wenn uns Gott in eine andere Richtung führt? Erst später können wir feststellen, dass Gottes Weg der bessere war und wissen dann, dass unser Weg egoistisch und eigennützig erdacht war. Vielleicht müssen wir alle ein wenig Zeit im Dienersitz verbringen, um zu lernen: "...wenn jemand untereuch groß werden will, wird er euer Diener sein..." (Mt. 20:26b). In der Apostelgeschichte begegnen wir Petrus als einem der führenden Leiter der frühen Kirche, gefüllt vom HErrn, bereit Sein Evangelium durch die Welt zu tragen.

Andere Lektionen des Passah und der weiteren Feste Israels

Das Abendmahl war ein Passah-Sedermahl, das Jeshua mit Seinen Jüngern aß. Mit Hilfe dieser Studie in den hebräischen Hintergrund hinein, ist es uns möglich tiefere geistliche Bedeutungen, die wir vorher nicht wahr-genommen haben, zu finden. Im Neuen Testament finden wir weitere Ereignisse um Passah und Pfingsten herum, die eine neue Bedeutung bekommen, wenn wir sie im hebräischen Kontext betrachten. Zu Passah war es erforderlich, dass alle Menschen ihre Lämmer dem Priester zur Inspektion vorführten (am 10. Nisan des jüdischen Kalenders), und zwar 4 Tage vor dem Passahfest. An diesem Tagpräsentierte sich Jeshua als das Lamm Gottes den Menschen und Priestern zur Inspektion.

Dieses Ereignis kennen wir als Palmsonntag, den Tag an dem Er auf einem Esel in Jerusalem hinein ritt und die Menschen Ihm zuriefen "Hosanna! Rette uns!" (Sach. 9:9; Lk. 12:13). 1. Petrus 1:18-19 sagt aus: "Denn ihr wisst, dass ihr nicht mit vergänglichen Dingen, mit Silber oder Gold, erlöst worden seid von eurem eitlen, von den Vätern überlieferten Wandel, sondern mit dem kostbaren Blut Christi als eines Lammes ohne Fehler und ohne Flecken."

Jeshua wurde am Passahfest verraten und gefangen genommen, der 14. Nisan im jüdischen Kalender (Mt. 26:14-16). Er wurde inmitten von Sündern gekreuzigt, mit Striemen versehen und durchbohrt, in weißes Leinen gewickelt und dann über das Fest des Matzen, der ungesäuerten Brote, dem 15. Nisan, begraben.

Dann am Tag nach dem ersten Sabbat des Passahfestes, dem vorgeschriebenen Tag, das Fest der Erstlingsfrüchte zu feiern, wurde Jeshua auferweckt : "Nun aber ist Christus aus den Toten auferweckt, der Erstling der Entschlafenen..." (1. Kor. 15:20)

Fünfzig Tage später, am Wochenfest, auch als Shavuoth oder Pfingsten bekannt, feiert Israel das Empfangen des Gesetzes. Es wird auch das Wasserfest genannt und die jüdischen Kinder überschütten sich gegenseitig, sowie auch die Menschen, die sie treffen mit Wasser, um es zu feiern. Zu Pfingsten hat die Gemeinde Leben und Gnade empfangen als Gott unser Vater Seinen Geist, das Wasser des Lebens auf alle, die an Seinen Sohn Jeshua glaubten, ausgegossen hat. "Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist; und ihr werdet meine Zeugen sein, sowohl in Jerusalem als auch in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde." (Apg. 1:8)

In Matthäus 5:17 sagt Jeshua: "Meint nicht, dass ich gekommen sei, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen."

Es war sicherlich nicht Seine Absicht, dass die Kirche sich so von den hebräischen Wurzeln abgrenzt, wie es geschehen ist. Durch das Lesen und Anwenden von Gottes Wort können wir viel mehr vom Charakter Gottes und Jeshuas verstehen und werden somit bessere Jünger.

Wenn Du diese Auferstehungszeit feierst, versuch, an einem Passah-Sedermahl teilzunehmen und erfahre das erste Passahfest mit Deinen eigenen Sinnen. Nimm Dir auch die Zeit, andere über den Hintergrund der Passionswoche Jeshuas zu lehren und erlebe dadurch ebenso das zweite Passahfest

Autor: Clarence H. Wagner Jr. Präsident und Vorsitzender von Brücken für Frieden.
Mit freundlicher Erlaubnis von

Brücken für Frieden - Bridges For Peace


Im Internet gefunden und für ausgezeichnet empfunden


Für Ihre Gruppe organisieren wir ein Biblisches Mahl.
Weitere Infos:
Tel.: 035955-45888