2020

Liebe Vereinsmitglieder,

ich denke, wir sind uns einig darüber, dass wir auf ein verrücktes und außergewöhnliches Jahr zurückblicken. Das Corona-Jahr 2020 war für uns wie für alle ein herausforderndes Jahr, aber es war nicht zwangsläufig ein schlechtes Jahr!
Lasst mich zusammen tragen, was ich für wichtig halte und was mir so einfällt im Rückblick:

Das Jahr 2019 hatte gewissermaßen damit geendet, dass wir vom Koordinierungskreis der LEADER-Region Dresdner Heidebogen darüber informiert wurden, dass unser geplantes Bauprojekt „Antike Technik“ zur Erneuerung der einsturzgefährdeten Außenmauer zwischen Scheune und Vereinshaus zur Förderung ausgewählt wurde. Damit war das Signal gegeben, dass in 2020 wieder mal gebaut wird. Die größte Schwierigkeit stellte im ersten Moment die Tatsache dar, dass Baufirma Wehner, mit der wir geplant und von der wir Kostenangebote eingeholt hatten, zum Jahresende 2019 den Betrieb eingestellt hat. Jetzt gab es zwar eine Idee und auch eine Befürwortung seitens des Koordinierungskreises, aber keine Firma, die den Bau umsetzen konnte und wollte. Die musste erst gefunden werden.
Und sie fand sich in der Firma UBK Tiefbau Reichenbach.Nach einigem Hin und Her kam im Sommer die Förderzusage, und dann ging es auch gleich los mit den Bauarbeiten. Bedauerlicherweise musste dazu unser herrlicher großer Pfirsichbaum weichen. Nach telefonischer Beratung mit der Baumschule Naumann haben wir den voller Früchte hängenden Baum reichlich eingekürzt und zurück geschnitten und dann im Bibelgarten neu eingepflanzt. Erst im Frühling wird sich zeigen, ob er die Prozedur überlebt hat, was nach dem trockenen Sommer trotz regelmäßgen Gießens als eher unwahrscheinlich erscheint.
Die Bauleute erwiesen sich als kompetente, angenehme Zeitgenossen. So mancher Beratungsbedarf ergab sich während der Arbeiten. Das war ein sehr konstruktives Miteinander! Um die Arbeiter zu würdigen und um dem Projekt etwas Aufmerksamkeit zu geben, haben wir am 24.08.20 eine Grundsteinlegungs-Zeremonie für den Tochni-Brunnen veranstaltet. Zu dem Zeitpunkt war die erste Stützmauer zur Straße zu  bereits so gut wie fertig.Feierlich wurde im Beisein der Presse eine Urne als Grundstein versenkt, die folgendes enthielt: einen Satz Euromünzen, gemischt aus  deutschen und zypriotischen Münzen, die Vereinssatzung, eine Tageszeitung und ein Olivenholzkreuz.
Versehentlich wurde die Mauer im Milchhof statt aus Beton gegossen genau so schön gemauert wie die Seite zur Straße. Den dadurch entstehenden Kosten-Mehraufwand hat die Firma UBK Tiefbau  dankenswerterweise auf ihre Kappe genommen. So haben wir jetzt eine wunderschöne Mauer, versehen mit byzantinischen Stilelementen, einen ebenfalls traumhaft schönen Brunnen – der im Dorf viele Sympatiepunkte bringt- und ein kleines Theater. Der Treppenaufgang führt durch selbiges und ist damit verkehrstechnisch insofern sicherer als vorher, dass der Aufgang nicht mehr direkt von der Straße aus erfolgt sondern aus dem Milchhof heraus. Für Besucher, die über diesen Weg das Gelände verlassen, entsteht damit eine Art Auffangzone, bevor man die Straße betritt bzw. überquert.
Während der Bauarbeiten hatte Evangtours eine Reisegruppe in Zypern. Es wurde ein Treffen mit dem örtlichen Bürgermeister organisiert. Ihm haben wir die Pressemeldungen von der Grundsteinlegung überreicht, was große Begeisterung ausgelöst hat. Wir vereinbarten eine in Zukunft weitere Zusammenarbeit, man kann gespannt sein, was sich daraus ergeben wird.


Die ganze Bauerei hatte in diesem Jahr nur einen sehr unschönen Haken: Corona-bedingt haben die allermeisten Gruppen ihren Ausflug zu uns nach Oberlichtenau absagen müssen. Das merken wir natürlich maßgeblich beim Erwirtschaften der Eigenanteile für den Bau. Immerhin € 40.000,00 müssen wir selber beitragen. Und ohne Gäste ist das nicht zu machen.
Hier sind wir ausgesprochen dankbar dafür, als anerkannter Freier Träger von Vater Staat € 9000,00 Corona-Sofortholfe erhalten zu haben! Wir hoffen also, dass die kommenden Jahre wieder besser werden und die Gäste wieder in größerer Zahl kommen.

Unsere üblichen Jahres-Höhepunkte „Tag der Parks und Gärten“ und „Tag des offenen Denkmals“ konnten  Pandemie-bedingt leider nur sehr ausgedünnt stattfinden.
Immerhin hatten wir am Tag der Parks und Gärten zu einer „virtuellen Reise nach Jerusalem“ eingeladen. Ein Versuch, in Reise-freier Zeit doch irgendwie die Sehnsucht nach der großen weiten Welt zu befriedigen. Dieser Einladung waren tatsächlich interessierte Gäste gefolgt. Das birgt ein gewisses ausbaufähiges Potential!
Große Aktionen waren nicht gestattet. Auch die sonst immer gut besuchten Sonderführungen zu Ostern mussten leider ersatzlos gestrichen werden – zum ersten Mal in der Geschichte des Bibellandes. Einzelne Besucher haben glücklicherweise trotzdem den Weg zu uns gesucht und gefunden. Als Ehepaar oder Familie im Freilichtmuseum sich umzuschauen, das ging ja . So manch ein Besuscher kam, der eigentlich im Urlaub irgendwo in der weiten Welt unterwegs sein wollte, aber weil die Welt gesperrt war, hat man sich vor der Haustüre umgesehen... So gab es trotz allem viele nette Begegnungen und positiv überraschte Zeitgenossen.

Die Gäste, die kamen, haben die Zeit hier genossen und sich meistens sehr angetan gezeigt von den Gegebenheiten. Das gepflegte Gelände lud zum Verweilen ein und so mancher äußerte sich überrascht angesichts dieses „Kleinodes“. Was sich in der Zukunft aus diesen Begegnungen ergibt, welche Kreise die ziehen werden und wer evtl. mit einer Gruppe irgendwann wiederkommt, das bleibt abzuwarten.

Noch am Jahresanfang waren wir voller Pläne und wollten für 2021 ein neues Jugendcamp in Israel planen und bewerben. Ganz schnell zeichnete sich ab, dass aktuell niemand planen wollte und konnte. Gut, dass wir keine Verträge geschlossen haben, denn Corona würde im Februar 2021 kein Camp zulassen. So bleibt uns nur abzuwarten und weiter zu hoffen.

Corona hatte nicht nur Besucher fern gehalten, das Virus machte auch den Frühjahrs-Baueinsatz unmöglich. Aber wenigstens konnten wir im Herbst einen solchen Einsatz wieder durchführen – in kleiner Besetzung zwar, aber sehr effektiv. Maßgeblich Elektriker-Arbeiten lagen an. So wurde u.a. das Licht in die neu entstandene Mauer gelegt und eine Pumpe installiert, die jetzt aus den verborgenen, weil unterirdisch aufgebauten Zisternen Wasser in unseren Tochni-Brunnen pumpt, so dass dieser ganzjährig (so der Plan) vor sich hin plätschern kann. Herzlichen Dank an alle, die mit angepackt haben!

Wir haben in diesem Jahr übrigens noch eine zweite Wasserpumpe instralliert: Unter unserem Vereinsgebäude, im Historisichen Fasskeller läuft bekanntlich eine Wasserader. Diese haben wir angestaut und pumpen das Wasser in einen Hahn auf der Terrasse. So soll es möglich sein, bei großer Trockenheit dieses Wasser zum Gießen im Garten mit zu verwenden.

Ganz unbemerkt haben wir ein Jubiläum zu feiern gehabt: Der Bibelgarten, bzw. heute Bibelland, hatte seinen 15. Bestehenstag. Aber es kam niemand zum Feiern.... - ebenfalls Corona-bedingt.
Trotzdem können wir dankbar zurück schauen auf 15 sehr erfolgreiche, gesegnete Jahre, und das tun wir auch!

Seit diesem Jahr sind wir mit dem Bibelland Kooperationspartner von „KuBiMobil – Fläche trifft Kultur“. Ziel dieses vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft geförderten Projektes ist es, die Erreichbarkeit der im Projekt vernetzten Kultur- und Bildungseinrichtungen durch Fahrtkostenzuschüsse zu erleichtern. Projektträger ist der Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien. Leider hat es uns noch nichts genützt, denn die Gruppen, die gerne Fahrtkostenzuschüsse aus dem Programm in Anspruch genommen hätten, durften nicht kommen.
Aber wir gehen ja davon aus, dass die Zeiten wieder besser werden!

Die Vertriebenen-Ausstellung „Unsere neue Heimat Sachsen“ hat das Jahr hier überdauert, sie blieb aus 2019 einfach als Sonderausstellung weiterhin stehen. Da gibt es immer mal Leute, die sich viel Zeit nehmen für ein solches Thema.  

Zweimal waren in diesem Jahr wieder straffällig gewordene Jugendlich im Rahmen der Aktion „Arbeitswege“ bei uns zu Gast. Das Pilgerprojekt ist uns ans Herz gewachsen. Immer wieder sind wir froh, wenn eine solche Gruppe kommt, weil normalerweise an einem solchen Tag viel geschafft wird. Die Jugendlichen haben u.a. geholfen, Steine für das Tochni-Brunnen-Projekt auszusortieren, einen Brandschaden im Nachbarort zu beseitigen und Holz zu sägen. Besonders schön gestaltet sich dann immer für alle Beteiligten das Mittagessen an dem Arbeitstag: Da ist der Steinbackofen an und es gibt für alle ganz frische Pizza, soviel das Herz begehrt. Da fühlen sich die Jugendlichen nicht nur ernst genommen, sondern auch für ihre Arbeit gewissermaßen belohnt.

Ich erinnere mich mit einem Schauder an einen Tag im Sommer, in der ersten Ferienwoche: Wir hatten ein Fernsehteam der Lausitzwelle zu Gast, es ging darum, einen Beitrag zum „Ferien machen vor der Haustür“ zusammen zu stellen. Eine sehr schöne Idee, wir haben uns gefreut, da mit in die Auswahl gekommen zu sein.
Und mitten in den Filmaufnahmen stand plötzlich eine RKW-Kindergruppe mit 70 Kindern im Garten. Wir hatten den Besuch dieser Gruppe versehentlich für eine Woche später in den Kalender eingetragen. Nur dem glücklichen Umstand, dass gerade „zufällig“ alle verfügbaren Leute vor Ort waren, die wir brauchten, ist es zu verdanken, das wir den Kindern ein super Programm mit Führung und Pizza aus dem Steinofen präsentieren konnten. Es hat alles geklappt wie am Schnürchen, wir konnten uns wie ein eingespieltes Team einer auf den anderen verlassen und jeder hat an seinem Platz genau gewusst, was jetzt zu tun ist. Dass das ungeplant so gut klappt, hätte ich nicht für möglich gehalten! Es soll auch nicht zur Gewohnheit werden!

Am 03. Oktober haben wir einen Beschluss des Ortschaftsrates umgesetzt, wonach ab sofort der Nationalfeiertag als Pflanztag gilt - im Sinne der Begrünung und Rettung der Welt. Wir haben im Bibelland eine Türkische Eiche gepflanzt und hoffen, dass diese den zunehmend wärmeren und trockenen Sommern trotzen wird dank ihrer türkischen Herkunft.

Für Aufsehen sorgte im November eine Aktion, als es darum ging, vor dem Vereinsbüro eine Deutschlandfahne zu hissen. Gunter Weißgerber, ehem. SPD-Bundestagsabgeordneter, hatte uns eine geschenkt, die früher mal am Reichstag geweht hatte. Diese 5 kg bundesdeutscher Stoff erwiesen sich als so überdimensional gewaltig, dass wir unser ganzes Bürogebäude gefühlt darin hätten einwickeln können. Also haben wir auf eine handeslsübliche von Sachsenfahnen zurück gegriffen und diese weht nun vor dem Haus, nachdem wir die kommunalen Fahnenstangen geschenkt bekommen haben, die auf dem Dorfplatz keine Verwendung mehtr hatten.

Und schließlich fiel uns ein ganz besonderes Projekt vor die Füße: der Weihnachtsgottesdienst am Heiligen Abend. Nachdem bekannt wurde, dass es in der Dorfkirche keinen Gottesdienst am Hl. Abend geben wird, haben wir diesen zu unserer Aufgabe gemacht und eingeladen statt in den Stall von Bethlehem in den ehemaligen Stall von Oberlichtenau. Zwei Anzeigen im Vorfeld konnten erfolgreich abgewehrt werden, und so fanden sich etwas über 20 Personen zum Gottesdienst ein – mit liefe-Schaltung zu Johnny Schawan nach Bethlehem und mit richtig guter Musik einer kleinen Abordnung der Kremser-Mugge.
Abgesehen von kleinen technischen Schwierigkleiten war das eine sehr gelungene Veranstaltung und ein wirklich schöner Jahresabschluss, der uns als Bibelland würdig war!

26.01.2021
Susanne Förster
Vorsitzende