Antike Technik - Tochnibrunnen und Jerusalemer Flüsterbogen

Dank einer Förderung in Höhe von 60.000 Euro kann ein Bauvorhaben für 100.000 Euro realisiert werden. Baubeginn war der 27. Juli 2020 durch das Bauunternehmen UBK aus dem Haselbachtal. Gezeichnet und berechnet hat die Planerin Frau Sylke Hallmann aus Steina das Vorhaben.



Das Bibelland Oberlichtenau wurde in 2005 eröffnet. Seit dieser Zeit sind über 55.000 Besucher in diesem Freilichtmuseum begrüßt worden.

Auf unserem Gelände, direkt an der Straßenseite, befindet sich eine Stützmauer, welche sich schon über 15° geneigt hat und in absehbarer Zeit einzustürzen droht. Die Wiedererrichtung der Mauer würde umfangreiche Entsorgungsarbeiten und Wiedererrichtungskosten nach sich ziehen. Deshalb haben wir die Idee, die alte Mauer abzureißen und etwas mehr, als für eine Wiedererrichtung der Mauer erforderlich wäre, abzubaggern und anstelle einer neuen Mauer zwei hintereinanderliegende Zisternen in den Boden einzubauen. Das Gelände nimmt dadurch optisch keinen Schaden.
Auf der mit den übrig bleibenden Bodenmassen begradigten Oberfläche, welche durch die Neuerrichtung der Mauer entsteht, soll verdeutlicht werden, wie aus einer Tenne zunächst ein Griechisches und dann ein Römisches Theater entstand. Es wird eine 1:1 Kopie eines „Flüsterbogens“ aus Jerusalem West errichtet werden. Dies hat den Sinn, neben der Vermittlung der Geschichte die Physik der Schallwellen im Flüsterbogen darzustellen. Flüsterbogen versteht sich hier als kleines Theater mit drei Rängen.
Damit die Mauer zur Gesamtthematik des Bibellandes passt, soll diese mit einheimischem Stein verblendet werden. Unter dem Flüsterbogen sollen die Zisternen in unser eigenes Regenwassersystem integriert werden. Das gesammelte Regenwasser soll sich an der Frontseite der neuen Mauer als Blickfang mittels des Nachbaus einer Brunnenanlage/Nymphäum ergießen. Wir haben ein Modell ausgewählt aus dem kleinen Bergdorf Tochni in Zypern. Helena, die Mutter Kaiser Konstantins des Großen, soll er Legende nach an diesem Brunnen Rast gemacht haben, als sie das Heilige Kreuz aus Jerusalem geholt hat.
Der Bildungseffekt dabei ist: Wie hat sich frühes Christentum verbreitet, wie sah die nachbiblische christliche Entwicklung Europas aus und dies verbunden mit der Zisternen-Wasserspeichertechnik, welche in der Antike und bis heute in regenschwachen Regionen üblich ist und durch den Klimawandel selbst bei uns vor Ort wieder ein großes Thema wird. (Schon jetzt haben viele Leute Regenzisternen in Garten und Wohnhaus)
Um die Sicherheit für Besucher und Gäste zu erhöhen, wird eine neue Treppe vom sog. Milchhof aus zum oberen Gelände mit Flüsterbogen gebaut werden. Damit kann die derzeit einzige Treppe direkt von der Straße aus stillgelegt bzw. in ihrer Nutzung eingeschränkt werden.

Link zu den Bauzeichnungen

Hurra !!! alles ist, trotz Corona, in 2020 wunderbar fertig geworden.


Sachbericht zum Vorhaben:   Förder-Ident: 552019017401LDR,  AZ 61.1-790.37  AntikeTechnik

Am Montag, dem 20.07.2020 hat die Firma UBK Tiefbau aus dem Haselbachtal mit den Bauarbeiten begonnen. Freundlicherweise hat uns die Stadt Pulsnitz die angrenzende kommunale Fläche als Bauplatz zur Verfügung gestellt.
Es wurde begonnen, mit großem technischen Gerät (Bagger und Radlader) die einsturzgefährdete Mauer abzutragen inklusive der zu DDR-Zeiten aufgeschütteten Bodenmassen.
Jetzt bestand die Aufgabe darin, aus dem Bauschutt verwertbare Bruchsteine aus zu sortieren. Dies haben die Baufirma, Vereinsmitarbeiter und „Straftäter“, die im Verein Sozialstunden leisteten, in einer sehr guten Zusammenarbeit geschafft. Dadurch konnten diese Steine alle wieder verwendet werden, und am Ende brauchten keine zusätzlichen Steine besorgt zu  werden.
Es ging weiter mit dem Fundament-Aushub. Viele Male kam das Betonauto und hat mittels Swingpumpe den Beton in den Aushub fließen lassen. Es konnte der Grundstein gelegt werden und als es darum ging, das Herzstück der Mauer, den Tochni-Brunnen, zu errichten, haben wir ein öffentlichkeitswirksames Fest gefeiert. Den Pressebricht darüber haben wir persönlich nach Zypern gebracht in das Dorf Tochni und haben dies an unserem „großen Vorbild“ dem dortigen Bürgermeister übergeben. Wir haben eine Zusammenarbeit unseres Vereins mit  dem dortigen, über das selbe Förderprogramm entstehende Religionsmuseum vereinbart. Ziel ist es, uns gegenseitig zu unterstützen und den Europagedanken zu fördern.
Durch einen Lesefehler der Bauzeichnung wurde der westliche Teil der Mauer aus Versehen nicht betoniert, sondern ebenfalls mit Bruchsteinen gebaut. Das sieht genial aus, und die Baufirma hat den Mehraufwand nicht der Rechnung zugeschlagen.
Während der Baumaßnahmen haben wir uns überlegt, was passiert, wenn die geplanten Zisternen leer gelaufen sind. Dann wäre das Wasserspiel unterbrochen. Deshalb hat unser ehrenamtlicher Geschäftsführer, in seiner Erstausbildung Elektriker, eine Wasser- und Pumpenanlage konzipiert und diese im angrenzenden unterirdischen Fasskeller mit Hilfe von Vereinsmitgliedern errichtet und installiert. Dadurch kann jetzt theoretisch der Brunnen ganzjährig über ein Kreislaufsystem Wasser spenden. Diese Kosten werden nicht in das Projekt eingerechnet. Die Anlage ist für einen Besucher und Betrachter an keiner Stelle sichtbar, weil diese komplett unterirdisch aufgebaut ist.

Als die Bauarbeiten an der wirklich wunderbar anzusehenden Mauer beendet waren, wurde das Fundament für den Jerusalemer Flüsterbogen ausgehoben und wiederum mittels Betonpumpe betoniert. Dann stand der Bau viele Wochen still, weil die Granitsteine aus Kostengründen in Schlesien zugesägt wurden. Anfang November wurden diese Steine angeliefert und die Baumaßnahme ging unverzüglich weiter. Alle Steine wurden mittels Technik verlegt und passen so genial zusammen, dass man als Laie nur staunen kann, wie gut das geplant, gerechnet, gezeichnet, bearbeitet und am Ende zusammengefügt wurde. Es passt alles Millimeter-genau.
Das Ziel, dass die Akustik funktioniert, wurde erreicht und jeder, der jetzt kommt, kann das selbst ausprobieren.
Nun kam der Moment, dass die Bodenmassen zum Bauwerk modelliert werden mussten. Dabei wurde deutlich, dass zwischen dem Vereinsgebäude und dem Flüsterbogen ein großer Absatz entstehen würde. In gemeinsamer Absprache wurde jetzt eine zusätzliche Trockenmauer mit behauenen Steinsäulen errichtet, und damit gibt es jetzt ein harmonisches, zusammenhängendes Bild der gesamten Neuerrichtung. Wenn man vor der Anlage steht, sieht man die Mauer mit dem Brunnen, und der Flüsterbogen ist von der Sichtachse her nicht wahrnehmbar. Damit wurde die Auflage des Landes-Denkmalsamtes komplett umgesetzt, dass mit diesem Bau die historische Ansicht nicht beeinträchtigt wird. Am 26.11.2020 wurden die Erdarbeiten beendet, der Bauplatz auf dem städtischen Gelände komplett beräumt und als Dank an die Stadt mit Mineral beschichtet und mit einer Ramme befestigt.
In der 49. KW wurden die restlichen Pflasterarbeiten beendet. Der Fußboden im Flüsterbogen wird im Januar 2021 mit einem „Salomonknoten“ verziert. Diese Kosten hat freundlicher weise das Bauunternehmen ohne Berechnung übernommen.

  


-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Pressemeldung vom 04.10.2023

Während der Corona-Zeit bauten die Oberlichtenauer Bibelgärtner mit dem Unternehmen UBK aus dem Haselbachtal eine 1:1-Kopie einer historischen Brunnenanlage aus dem zypriotischen Dorf Tochni. Im 4. Jhd. n.Ch. war die Mutter des Kaisers Konstantin von Jerusalem kommend nach Konstantinopel unterwegs. Sie hatte das Kreuz Christi gefunden, und auf dem Weg nach Hause hat sie in Tochni Rast gemacht und dort u.a. eine Kirche gestiftet. Das war für die Bibelgärtner Anlass, eine geschichtliche Brücke von Jerusalem über Zypern bis nach Oberlichtenau zu schlagen. Der Bürgermeister des Dorfes Tochni, Herr Pantelis Charalambus, war begeistert, in der vergangenen Woche ein Foto des weit entfernten und dabei so vertrauten Brunnens vom ehrenamtlichen Geschäftsführer des Bibellandes, Maik Förster, überreicht zu bekommen. Beide Partner haben den gemeinsamen Europagedanken der Zusammengehörigkeit unterstrichen. Ganz praktisch wurde dieser durch die Pflanzung eines Olivenbäumchens noch zusätzlich unterstrichen. Herr Charalambus wünscht sich in Deutschland eine Dorfpartnerschaft, welche diesen Gedanken aufgreift und besonders daran arbeitet, wie die Rückkehr von jungen Leuten in das Dorf wieder gelingen kann. Das Dorf Tochni hat dies durch ein sog. Agrotourismusprojekt in den letzten Jahrzehnten erfolgreich geschafft. Seine kleine Dorfschule hat mit zwei Lehrkräften begonnen und hat jetzt schon auf vier erhöhen können dank der entsprechend gewachsenen Kinderzahl.
Sollte es eine Dorfgemeinschaft geben, die an einer solchen Partnerschaft interessiert ist, können im Bibelland bzw. unter Tel. 035955-45888 gerne Kontaktdaten erfragt werden.